Kreuzfeldplanet Kapitel 25

Kreuzfeldplanet Kapitel 25

 

25. Die Dunklen – Wesen aus einer fremden Galaxis


11.11.2005 Treffen im MOHLA-Zentrum Neu-Ulm

 

Ich hatte mich mit Denebius und Manni im MOHLA-Zentrum verabredet. Denebius hatte gleichzeitig ein Treffen mit mir und einem Autorenbetreuer eines Verlages organisiert, das vorab ebenfalls im MOHLA-Zentrum stattfinden sollte. Er wollte mich bezüglich meiner Publikation beraten. Das Gespräch ging jedoch weit darüber hinaus. Er zeigte mir eine Kopie von 1881, wo sich ein Graf Rupprecht von Seibenfels über das Übel reptiloider Einflussnahmen auslässt. Er habe diese Kopie vor Jahren in einem antiquarischen Buch gefunden – es war im hinteren Deckelblatt eingeklebt.

»Die Nationalsozialisten ließen solche Schriftstücke, wo immer sie ihrer habhaft wurden, verschwinden. Selbst heute noch werden solche Dokumente vom Geheimdienst eingezogen«, erläuterte Herr Müller (ist nicht sein wirklicher Name). »Es ist also eine Tatsache, dass bestimmte Gruppen Kontakte zu den Dunkelwesen hatten und immer noch haben und das möchte man verbissen dementieren.«

»Was ist mit jenen, die Kontakte zu denen haben – sind die alle asurisch behaftet oder gibt es unter diesen Kontaktlern auch Gegner?«

»Soweit mir bekannt ist, sind Kontakte mit Menschen, die die Asuras kritisch betrachten, sehr rar und für sie auch gefährlich«, erwiderte er, »wie auch das Schreiben darüber. Vereinzelt soll es jedoch Menschen geben, die irgendwie tabu sind – denen eine Macht innewohnt, die sich nicht logisch erklären lässt.«

»Kann ich eine Kopie davon haben?«
»Nein, mein Herr«, lachte er. »Es lebt sich besser ohne sogenannte Beweismittel, die Sie ja doch irgendwann einsetzen würden. Es soll Ihnen reichen, dass Sie davon wissen.«

»Passt mir gar nicht – ich muss mich aber wohl fügen.«

»Sie wissen doch schon so viel und auch, wie Sie es formulieren können, sodass es glaubhaft rüber kommt«, lächelte er. »Vorrangig ist doch, dass wir das Dunkelkapitel beleuchten und positive Lösungsansätze finden. Ich weiß noch aus meiner aktiven Zeit dahingehender Recherchen, wie betroffen mich das machte. Man taucht unweigerlich in die Schattenwelten ein und wird davon massiv gebeutelt, wenn man zu forsch und unvorsichtig ist.«

»Man kann es mit Worten benennen, aber nicht ans Licht der Öffentlichkeit zerren, ohne dafür in Mitleidenschaft gezogen zu werden – so meinen Sie es wohl.«

»Ja, gerade Sie sollten wissen, dass in diesem speziellen Fall eine klare Trennung von Licht und Schatten stattfinden muss. Sie sehen am Dritten Reich, was letztlich dabei herauskommt, wenn man meint, das Dunkle mittels Lichtgestalten bekämpfen zu müssen. Hitler war das beste Beispiel dafür – aus einem anfänglich lichten Geist wurde einer der dunkelsten in unserer deutschen Geschichte. Er war nicht der stabile Avatar, den man sich von ihm erhoffte«, erklärte er. »Das grundsätzlich Böse übt mehr Faszination aus als das grundsätzlich Gute, weil es weltlich belohnt wird mit Macht, Reichtum und hohem Ansehen. Das Böse weiß, wie es selbst Lichtgestalten blenden kann. Das Gute blendet nicht. Es ist still, licht und genügsam.«

»Und trotzdem gibt es Tabumenschen für das Böse, wie es Jesus war und Anastasia heute ist«, warf ich ein.  
»Ja, doch das garantiert nur so lange Immunität, wie man diese Tabuisierung in lichter Genügsamkeit aufrechterhalten kann. Wehe, man fällt in Versuchung oder glaubt, mittels des Bösen zur Aussagekraft im Guten zu kommen oder damit Geld zu machen, weil man es für gute Zwecke verwenden will«, erklärte er. »Zumeist ist ein Verlust von Ideen die Folge, die Inspiration versiegt und man findet sich irgendwann in Plattitüden und Nachplappern esoterischer Weisheiten wieder. Man verliert an Lebensfreude, sieht überall Verrat, Betrug und persönliche Angriffe – was ja auch stimmt, aber nicht zum Alltag gehören muss. Es ist so wichtig, sich immer eine lichte Atmosphäre zu halten und die positiven Feldebenen aufzufordern einem konstant beizustehen. Wer das macht, handelt generell im positiven Licht und bleibt weithin immun gegen das satanische Feld.«

»Sie haben zur Zeit Probleme – hm? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Sie aus persönlichen Erfahrungen heraus gesprochen haben.«

»Sie beobachten gut! Ja, ich habe massive Verlagsprobleme«, nickte er. »Zwei Autoren, die ich betreue, haben sich zum Negativen verändert und ich muss sie laut Vertrag dennoch betreuen. Sie behandeln mich mittlerweile sehr abfällig, nennen mich einen alten, senilen Hiob und sie denken, ihre derzeitigen Weisheiten seien der Weisheit letzter Schluss. Doch ihre Aufsätze wimmeln nur so vor asurischen Einfällen und politischen Gutmenschenphrasen. Es kostet mich viel Energie, diese Ergüsse nicht auf mich zu laden, das kann ich Ihnen sagen.«

»Sie könnten aufhören«, warf ich ein.

»Schon – ich muss längst nicht mehr arbeiten. Aber da sind die Anderen, die eben positiver sind. Die brauchen mich«, brummte er.

»Meinen Sie nicht, dass es auch mal an der Zeit ist, sich nicht mehr von anderen gebrauchen zu lassen? Sie müssen nicht unbedingt arbeiten und könnten sich aussuchen, wen Sie noch betreuen möchten«, konterte ich. »Machen Sie einen neuen Vertrag mit Ihrem Verlag und konzentrieren sich auf die Menschen, die positiv schreiben. Dann können Sie auch ruhiger agieren.«

»Ich gebe Ihnen da völlig recht, Alf. Doch irgendwie habe ich noch so etwas wie einen seelsorgerischen Hintergrund. Ich hoffe immer noch, dass ich diese ins Dunkle abdriftenden Menschen erreiche«, warf er ein.

»Da nun Sie der Geknechtete sind, sollten Sie sich auch mal dienen – meinen Sie nicht?«

Er lachte auf. »Sie sind ein kluger Kerl und sehr gutmütig. Aber Sie wissen zu wenig über seelsorgerische Verbundenheit. Wie denn auch? Sie sind völlig anders gepolt und im Grunde eine echte Neutralität. Vielleicht stehen Sie sogar darüber und wundern sich täglich über so viel Dummheit und selbst auferlegte Pflichterfüllung, die Sie bereits durchschaut haben als das Spiel zwischen dunkel und hell.«

»Scheint wohl so zu sein. Wenn mir etwas nicht behagt, ziehe ich mich davon zurück – egal, ob das jemandem passt oder nicht. Dabei lasse ich trotzdem alles zu, als eine Erfahrung, die jemand machen muss.«

»Ich sagte ja, Sie scheinen das zu können. Viele andere sind jedoch nicht so rigoros«, meinte er lächelnd. »Mit Verlaub, Sie sind in den letzten Jahren gewachsen, wie selten ein Mensch in diesem Umfang. Und Sie können mental damit schritthalten, behalten den Überblick und leben genügsam. Sie erhöhen sich nicht über andere und bleiben auf dem Boden irdischer Realität, obwohl Sie andere Realitäten ebenso gut kennen.
Woher ich das weiß? Ich kenne einige MOHLA-Leute aus ihrem Umfeld und über Sie wird gesprochen.«

»Danke für die Blumen! Ja, irgendetwas scheint mich vor Hochmut zu bewahren«, folgerte ich. »Ich merke immer sofort im Ansatz, wenn ich aus dem Ruder zu laufen drohe. Irgendwie ist das etwas, das mich dann intuitiv wissen lässt, was gerade Sache ist.«

»Ich denke, es hat mit Ihrem alchymistischen Weg zu tun, den Sie beschritten haben. Das scheint tatsächlich immun gegen vieles zu machen.«

»Da sagen Sie was«, sinnierte ich, »ich folge in der Regel auch keinen vorgegebenen Gedankengängen, sondern ziehe es vor, zuerst einmal selber alchymistisch vorgelegte Gedanken zu erfassen und selber zu denken, bevor ich mich über etwas äußere.«

»Hierin liegt auch das Mysterium der sogenannten Vordenker, die durch unsere Geschichte wandern«, nickte er. »Wer vorausdenkend handelt, ist allen anderen Denkern ein großes Stück voraus – er ist schneller, treffender und wegbestimmend für künftige Geisteswissenschaften und Verhaltensweisen.«

»Möglich. Möglich ist aber auch, dass so ein Vordenker nur sich selbst in ein Folgeleben vordenkt, es gestaltet und darauf wartet, bewusst antreten zu dürfen«, zuckte ich meine Schultern. »Zumindest mir erscheint es so, weil ich nicht mehr recht daran glaube, in diesem Leben noch viel bewirken zu können – außer guten Ratschlägen, die kaum noch jemand hören will.«

»Also schieben Sie, anstatt zu reden«, schmunzelte er. »Das ist ein weiteres Phänomen der Weisheit. Sie spricht nicht, sondern teilt durch Vorleben schweigend mit.«

Nun kamen Denebius und Manni – und Herr Müller verabschiedete sich von mir.

*

Manni wirkte irgendwie fahrig und müde zugleich – wie ein Tiger im Käfig. Immer wieder faselte er etwas von einer nahenden Gefahr, verwies auf Nostradamus, und dass er mit den Entschlüsselungen seiner Voraussagen nicht mehr recht weiterkomme. Neb meinte zu ihm, er sei wohl kurz vor einem geistigen Kollaps. Er solle sich doch mal für einige Tage ausschließlich seiner Familie widmen.

»Das kann ich nicht – es fordert mich einfach und lässt mir keine Ruhe. Da steht z.B. für den November 2005 der Vers: ›So bekleiden sie sich mit bunten Kleidern; richten einander enge Stuben ein; fallen übereinander her; renken sich die Hälse nach Rom aus‹.«

»Das ist unsere Regierung«, fiel mir sofort ein. »Die große Koalition. Sie engen sich gegenseitig ein, wo sie uneins sind und fragen sich, was der Stoiber im Vatikan mache.«

»Das mit dem Besuch Stoibers im Vatikan habe ich glatt übersehen«, warf er verblüfft ein. »Aber ja doch – der hat Papa aufgesucht, weil ihm was missfällt im heiligen römischen Reich der Deutschen.«

»Ich denke, er hat in Berlin das blanke Asurische gesehen – vielleicht sogar erkannt, dass er besser in Bayern aufgehoben ist«, konterte ich. »Gut möglich, dass ihn Angst getrieben hat – vielleicht sogar Entsetzen über das, was die deutsche asurische Kernclique in den nächsten Jahren vorhat.«

»Alf und ich sprachen schon am Telefon darüber«, folgerte Denebius. »Es muss etwas Eklatantes geschehen sein, dass Stoiber so verstört den Rückzug angetreten hat. Wie anno dazumal, als Strauß ähnlich handelte. Man sagte damals, er sei gescheitert. Von da an attackierte er Bonn massiv. Bald darauf starb er einen mysteriösen Herztod auf der Jagd bei Thurn und Taxis.«

»Welcher Adel ist das?«, fragte ich.

»Recht undurchsichtig. Man erhält keine wirklich tieferen Adelshintergründe. Nur, dass er sehr verquickt mit Logendingen ist«, entgegnete Neb.

»Wir wissen doch, die Geldmacht verteilt ihre Besitztümer so, dass man die eigentlichen Machthaber nicht findet«, meinte Manni. »Also, was liegt näher, als sie dem Adel unterzujubeln – dem Stand in der Gesellschaft, der von jeher die Regentschaft über das Bürgertum innehatte.«

»Wir haben gleich mehrere Umverteilungsmechanismen. Den Adel, die Bankiers – also Großlogenadel, die Wirtschaftsmagnaten und die Entente – die Staatenbündnisse mit ihren Regierungen hat, welche wiederum per Gesetz alles schützt«, folgerte Neb. »Trotzdem sind sie alle Marionetten und sich dessen auch bewusst. Es geht im Grunde gar nicht ums Geld oder um Machtverhältnisse. Da geht es um viel mehr.«

»Ich denke, es geht um eine völlig andere Saat und Ernte«, sinnierte ich. »Macht und Geld sollen bloß davon ablenken. Es geht um energetische Ernten.«
»Wie meinst du das?«, wollte Manni wissen.

»Nun – was lässt sich mittels Macht und Geld bewirken? Druck! Dieser Druck auf die Masse fördert Energien wie Hass und Neid, Zorn, Krieg und Mordgelüste. Es sind diese Energieausstöße, die sich von Fall zu Fall als stehende Welle aufstauen und die man in der Quantenphysik als Welle-Teilchenenergetik bezeichnet. Diese ist für eine fortgeschrittene Technik, die wir noch nicht nachvollziehen können, vielleicht überlebenswichtig«, referierte ich aus dem Handgelenk. »Nehmen wir einmal an, man setzt global ein Satellitennetzwerk ein, das diese Energieausstöße sammelt, komprimiert und mittels eines Trägerstrahls in den Raum zu einer Sammelbasis schickt. Dort wird diese Energie – vielleicht mit Hilfe von Kristallen – gespeichert. Es ist möglicherweise genau die Energie, die die Dunkelspezies benötigt, um interstellare Raumfahrt zu machen oder gar, um sich damit selbst als Körperwesen aufrecht zu erhalten.«

»Auch wir benötigen Energie – einen energetischen Impuls, zum Beispiel aus Mutter Erde, um leben zu können«, nickte Neb. »Deshalb denke ich, dass du mit deiner These richtigliegst. Es gibt auch entsprechende Hinweise im MOHLA-Archiv.«

»Das hieße aber auch, die Asuras sind Schmarotzer«, schüttelte Manni seinen Kopf.

»Wir haben bisher eruiert und erfahren, dass sie aus einer anderen Galaxis stammen und in unserer Galaxis nur schmarotzend agieren«, folgerte ich. »Vielleicht müssten wir Milchstraßenmenschen in einer uns artfremden Galaxis auch so handeln. Wer weiß das schon? Andere Galaxis, andere Verhältnisse – das kennen wir doch schon im Kleinen aus unserem Sonnensystem. Wir können doch hier nur auf der Erde natürlich existieren. Auf anderen Planeten sind für uns ungeeignete Verhältnisse. Unsere Sphäre sähe immer irdisch aus, weil wir so spezifiziert sind – wie auch die Acheler, die Ohais und wer weiß noch«, konterte ich. »Wie sieht also eine asurische Sphäre aus? Was wissen wir und unsere innerirdischen Freunde schon, wie diese sich kennzeichnen muss?«

»Schwerer, träger und wahrscheinlich im Sinne eines Insektenstaates. In jedem Fall jedoch absolut kollektiv und keinesfalls individuell vergeistigt«, nickte Neb. »Vergleichen wir doch mal die alten Schriften und neuere Erkenntnisse miteinander, so zeichnet sich ein klares Bild, dass der materialisierte Satan und seine Brut mit ihm eins ist – aber nicht mit uns.«

»Dass Satan ein Gesicht bzw. Gestalt angenommen hat, habe ich an Vashira mit eigenen Augen gesehen und mit allen Sinnen wahrgenommen«, folgerte ich. »Das, was uns als das Böse zerstört, ist deren Gutes. Das sollten wir uns mal genauer vor Augen führen. Da gibt es keinen Konsens, sondern nur eine klare Trennung voneinander. Das ist wie Materie und Antimaterie. In einer gemeinsamen Lebenssphäre kann das niemals gutgehen. Und das hat Vashira begriffen.«

»Dann meinst du auch, das Spiel der Welten ist ein Spiel zwischen den unterschiedlichen Galaxien?«, fragte Manfred.

»Es kann nur so sein, denn die Milchstraßenwesen sind sich relativ wohlgesonnen. Das wissen zumindest wir drei hier wirklich«, folgerte Neb. »Und die Saraphinen sind intergalaktische Wesenheiten. Sie stehen darüber und leben, wie wir es noch nicht begreifen können. Dennoch sind sie allen wohlgesonnen.«

»Wisst ihr eigentlich in welchen Größenordnungen wir hier konferieren?«, konstatierte Manni kopfschüttelnd.
»Sicher«, lachte ich. »Es macht keinen Unterschied zwischen kleinst und groß; alles durchdringt sich, wenn ich dich an Hermes Trismegistos erinnern darf.«

»Es ist das bestimmte Denken, das sich kosmoglobal ausdehnende Bewusstsein – der Geist schlechthin, der uns bewegt und dynamisiert«, lächelte Neb. Er war in seinem Element!
»Wenn wir uns des Schöpfungsgedankens erinnern, weitet sich unser Begriffsvermögen exponentiell aus. Dann umfassen wir das Universum, überblicken alle Aspekte und Komponenten mit einer hundertprozentigen Gehirntätigkeit. Aus dem normalen, nur zehnprozentigen Denken, kann sich ein komplettes Denken aufbauen. Doch wir können es nicht mehr in Worte fassen, weil unser Verstand dafür nicht geeignet ist. Wir können es nur noch spüren und erleben. Stimmt‘s, Alf?«

»Und wie das stimmig ist«, nickte ich. »Man spürt förmlich alle Zellen knistern und meint, geistig wegzufliegen. Es ist so, wie alle Mystiker sagten: Man wird dem pur Irdischen entrückt.«

»Ihr beide seid sowieso etwas verrückt«, lachte Manni nun verlegen. »Trotzdem – irgendwie habt ihr schon recht. Schade, dass ihr für einen Orden nicht mehr zu rekrutieren seid.«

»Wir würden sofort jeden Orden aushebeln«, grinste ich.

»Es sei denn, er spricht uns wedisch an«, warf Neb ein, »doch kein Wede hat so etwas nötig.«

»Dann ist das Cowboyspielen für euch wohl vorbei«, brummte Manni.

»So als Mentaltraining ist es vielleicht noch fürs Ego gut«, lachte Neb und stieß mich an. »Und Alfs Willi will ja auch noch futtern.«

»Alfs Willi? Nein danke, der stinkt mir mittlerweile gewaltig«, warf Manni gespielt ein. »Der ist zu dämlich, um ihn ernst zu nehmen.«

»Das ist mein Willi – und ich liebe ihn – also Finger weg«, blaffte ich.

»Du hast dich damit sehr gut in den Griff bekommen, hm? Ich beneide dich darum. Ich kann mein Ego nicht so einfach als etwas humorvoll Liebenswürdiges und Einfältiges betrachten«, schüttelte er sich. »Mein Ego ist sehr gebildet – sehr wichtig für meinen Alltag. Vielleicht würde ich verhungern, wenn mein Ego weniger als höchst intellektuell sein dürfte.«

»Ein intellektueller Willi«, frotzelte Neb. »Naja, wenn du das brauchst.«

»Mir ist einfach unverständlich, wie du dich mit einer Asurakönigin in Augenhöhe hast austauschen können, wenn dein Ego – Willi – sich als so dämlich zeitigt«, brummte Manni nun fast verstört. »Oder ist das dein Trick, deine geheime Macht, das Dunkle damit zu überlisten?«

»Manni, dir sollte doch klar sein, dass Alf an solche Dinge nicht ich-betroffen herangeht, sondern mit einer Ich-Selbst-Bezogenheit«, folgerte er jetzt als Psychoanalytiker. »Da kommt das Selbst zum Zuge. Sein starkes Ich schaut zu und fungiert in einer Art des stillen Betrachters. Zumindest erklärte Mordechai es mir so. Auch wenn da noch Emotionen wirken, behalten die Logik und das Geistseelische die Oberhand. Meinetwegen bezeichne es als implosive Konstante – wenn dir das mehr sagt.«
»Das sagt mir mehr, ja.«, erwiderte Manni. »Er erstarrt dann in einer Art der Abwägung der Konstante – so könnte man es geomantisch bezeichnen.«

»Ihr seid alle zwei so kompliziert«, lachte ich jetzt. »Ich war bei Vashira einfach nur voll bei der Sache und trotzdem enorm zornig. Doch alleine mein Selbsterhaltungstrieb sagte mir, wie ich sie zu handeln habe.«

»Wie du meinst«, warf Neb lapidar ein. »Für Manfred erscheint es eben anders – und für mich auch.«

»Wie es erscheint, ist doch gleichgültig. Die Hauptsache, man begreift eine Situation für sich so, wie man sie am besten meistern kann«, konstatierte ich.

»Produktiv«, grinste Neb.

»Kontraproduktiv gegen meine Mentalität«, maulte Manni. »Ihr geht ja niemals auf mich wirklich ein.«

»Das kann ich gar nicht, mein Herr«, sagte ich fest. »Du lässt das doch selbst überhaupt nicht zu. Du setzt dich in deinen Mittelpunkt und den Zenit deines Denkens. Lässt du überhaupt ein anderes Denkschema zu?«

»Ich bin eben ich, Alf.«

»Genau – und ich auch«, legte ich ihm einfach dar.

»So ist es nun mal im individuellen Leben und Dasein«, folgerte Neb. »Das hat doch nichts mit Feindschaft zu tun. Irgendwie kam das bei mir so an, Manni.«
»Vielleicht reagiere ich nur so, weil ich irgendwo weiß, nicht ganz ausgeglichen zu ticken«, meinte er. »Wir ticken doch alle nicht gleichmäßig.«

»Und genau das will man uns weismachen«, lächelte ich. »Man sagt uns, im Individuellen läge keine Basis für Einheit. Doch gerade da liegt das Bewusstsein für Einheit. 6,5 Milliarden Menschen können sich vereinen als eine Menschheit, mit einem enormen Potenzial vielfältiger Erfahrungen. 6,5 Milliarden Variationen von Reaktionen – das kann eine Kollektivspezies niemals in den Griff bekommen. Auf wedischen Planeten gibt es individuelle, schöpferische Vielfalt in der Einheit als Menschheit.«

»Da stellst du aber Satan, das Asurische, in den Schatten einfältiger Dummheit. Meinst du nicht, dass das überheblich ist?«, konterte Manni.

»Ich sprach nicht von Dummheit! Die Asuras sind hochintelligent, sie haben nur eine unterentwickelte rechte Gehirnhälfte«, warf Neb ein. »Das ist pur höhere Intelligenz. Im Gegensatz dazu sind wir derart flexibel und dynamisch – selbst wir drei hier – dass das Asurakollektiv nicht mehr mitkommt. Würden wir global unser Potenzial ausspielen, wäre schnell Frieden.«

»Ich gehe sogar soweit, dass nur zwei ursprünglich schöpferische Menschen ausreichen würden, das Asurische zu bannen«, folgerte ich jetzt. »Das sogenannte Böse ist träge und besitzt nicht die nötige Gedankengeschwindigkeit, Wahrheit zu begreifen, geschweige denn, sich Lügen zu merken. Wahrheit ist Fakt – Lüge Konstrukt, das sich mittels Unmengen an Überbrückungen in Erinnerung der Konstruktion halten muss. Wahrheit ist klar, deutlich und sichtbar. Lüge ist nebulös, variabel und nicht lange lebbar.«
»Dann müsstest du die Wahrheit gepachtet haben und wissen, wo es hapert«, lästerte Manni nun.

»Ich habe die Wahrheit nicht gepachtet – sie gehört zu mir; auch dann, wenn ich im Alltag daran fast verzweifle, weil es mir nicht immer gelingt, sie konsequent zu nutzen«, konstatierte ich. »Die Wahrheit als zu sich gehörig betrachten, kann jeder einzelne Mensch, wenn er dazu bereit ist.«

»Du hast inzwischen zu viel Anderweltlermentalitäten aufgenommen. Woher willst du so sicher wissen, dass das wirklich alles wahr ist?“, schleuderte er mir entgegen.

»Ich habe keine Anderweltlermentalität in mir, die nicht schon seit meiner Geburt aus meinem Ich Bin heraus dagewesen wäre. Ich bin ein Menschenwesen, das dabei ist, sich seiner Prinzipien zu erinnern – nicht mehr und nicht weniger. Widerlege mir das bitteschön.«

»Du weißt genau, das kann ich nicht«, blaffte er. »Du kannst mir vieles sagen, worauf ich keine Antwort mehr finde und das wurmt mich ungemein. Es wurmt mich, dass du weder Channelings, einen Geistführer oder einen lichten Meister brauchst. Du bekommst keine Engelsbotschaften oder göttliche Durchsagen. Du sagst nur aus einer absoluten Selbstsicherheit heraus, dass du fast ausschließlich deinen eigenen Geistesinhalt ausdrückst. Dabei hast du keinen Hintergund, der eine Oma hinterm Ofen hervorlockt.«

»Und trotzdem nerve ich dich – hm?«

»Verdammt – ja! Es muss doch etwas vorhanden sein, wo man dich packen kann – wo man dich schablonieren kann«, fluchte er.

»Manni, Alf ist weder Schablone, noch ein Anhaltspunkt zum Eingreifen«, schaltete sich nun Neb ein. »Alf ist in der Tat nur ein Aspekt, der nicht einzuordnen ist. Da er bar jeder Konzeption von sich behauptet, keinerlei herkömmliche Durchsagen zu bekommen, solltest du das einfach so annehmen. Es gibt auch Menschen, die in sich selbst geordnet sind. Menschen, die ihre Anbindung an ihre Ahnen, an das Morphofeld und die Akashachronik spüren. Alf ist so ein Mensch und viele andere inzwischen auch schon.«

»Achja – Alf ist ein Basismensch, einer jener Geister, die keine Angriffsfläche bilden? Vielleicht sagst du mir jetzt auch noch, dass er ein Eliasprinzip ist, dann lache ich gewaltig«, lästerte er.

Mir wurde jetzt dabei regelrecht kalt. Neb blickte mich nur kurz an und fuhr zu Manni fort: »Und was wäre, wenn es so sein sollte?«

»Das gibt es nicht. Das ist nur eine Legende, mythologischer Kram, um die Bevölkerung zu verwirren – genauso wie die Christus- oder Michaelsenergie«, keuchte Manni. »Wenn so etwas zuträfe, dann wären wir determiniert und abhängig von einem erneuten Erlöser. Das ist Mythos.«

»Und der Mythos ist für dich irrelevant?«

»Ja.«

»Dann ist deine Forschung auch nur mythologisch zu betrachten«, lachte Neb.

Manni stand auf und ging grußlos weg. Er zahlte an der Theke und ließ sich nicht mehr sehen.

»Das war wohl zu viel für ihn«, folgerte Denebius etwas irritiert.

»Für Manni ist einiges zu viel, weil er sich nicht sonderlich in andere Mentalitäten einfühlen kann.«

»Sind wir nun so verrückt, wie Manni meint?«, fragte mich Neb lächelnd.

»Nur so viel, wie uns andere nicht mehr begreifen«, warf ich ein.

Wir trennten uns jetzt auch – das war ein sehr anstrengender Nachmittag!

*